19. Februar bis 2. April 2023
271.022, Acryl, Lw, 28 x 28 cm, 2022
Geometrische Formen und klare Farben
Ich arbeite mit vertikalen, horizontalen oder diagonalen Farbstreifen, flächig aufgetragen und hart aneinanderstoßend. Die unterschiedlich breiten Streifen und Linien erzeugen eine rhythmische Wirkung, die die Strenge der Komposition verstärken oder auch entspannen kann. Oft stehen die einzelnen Flächen in Kontrast zu einer Gegenfarbe, die die gewonnene Harmonie wieder bricht und den Betrachter überrascht.
Durch die ausdrucksstarken Farben entfalten die Bilder ihre räumliche Tiefe und ihre emotionale Wirkung. Die Beschränkung auf geometrische Formen und klare Farben verstehe ich als Herausforderung, die zu immer neuen Variationen und Bildideen führt.
Meine Farben mische ich selbst mit Pigmenten an, wodurch ich die Möglichkeit habe, Intensität und Leuchtkraft zu verstärken.
Links und rechts vier Acryl-Arbeiten im Format 30 x 30 cm von Christine Löw: 264.022, 285.022, 89.022 und 316.022
Mitte: Siebdrucke von Jürgen Forster, Linienraster_blau, Siebdruck, 30 x 30 cm, 2021; Linienraster_grau, Siebdruck, 30 x 30 cm, 2021
Foto: Ellen R. Dornhaus
Aus den Systemen
Meine Arbeiten sind Systemvertreter – sie entstehen aus der Arbeit an und mit Struktursystemen.
Die von mir zu diesem Zweck entwickelten Programme sind Werkzeug zur algorithmischen Generierung nichtgegenständlicher Strukturen, interaktiv steuerbar und Mittel zur Erforschung der Möglichkeiten wie auch der Tauglichkeit eines Systems, dessen – modulationsfähige – Elemente sich in einem Raster bewegen, numerisch parametrierbar sind, und, auch unter Einbeziehung digitaler Zufallsprinzipien, in der Zusammenschau zum Ergebnis führen.
Entstehende Grafiken werden vor dem Hintergrund des Konzepts und im Hinblick auf ihre Aussagefähigkeit für das System überprüft, begutachtet, justiert – oder verworfen.
Das System wird erfahrbar durch die materiale Umsetzung im Druck, in der Projektion, in der Fräsung. Die einzelne Arbeit bleibt dabei immer „Instanz“,
Stellvertreter für die Gesamtheit des Systems.
block_230127174234, Pigmenttinte auf FineArt-Papier,
40 x 40 cm, 2023
Wolfgang Berndt: 2205.005, Pigmenttinte auf Fotopapier/Alidibond, 100 x 100 cm – daneben Acryl-Arbeiten 30 x 30 cm von Christine Löw
links: Cornelia Rohde, SD 156, Hoch- und Siebdruck, 38,5 x 28,5 cm, 2022
Mitte: Wolfgang Berndt, O.T., Pigmenttinte auf Fotopapier, Aludibond, laminiert, 100 x 100 cm, 2007
rechts: Jürgen Forster, Linienraster_blau, Siebdruck, 30 x 30 cm, 2021
Fotos: Ellen R. Dornhaus
B229, Acryl auf Leinwand, 80 x 80 cm, 2022
Ein Regelwerk aus Form und Farbe
Neun Quadrate, durch diagonale Schnitte zerteilt, und in einem kühnen, durchdachten Prozess gedreht, versetzt, gekippt, gespiegelt oder einfach gelöscht – so finden viele Arbeiten von Fritz Heerz zu ihrer vielgestaltigen, geometrisch anmutenden Form. Für BetrachterInnen ist es ein Rätselspiel, das Konglomerat aus Schnittmengen und Teilstücken gedanklich wieder auf die Ursprungsformen zurückzuführen. Dabei ist kompositorisch nie etwas dem Zufall überlassen: Alles ist Teil eines systemischen Regelwerks, dessen Code geknackt werden kann.
Und dann schwingt das Rätselhafte in einen zweiten Level – die Farbe. Auch hier verzichtet Fritz Heerz auf die Freiheit der intuitiven Wahl und begrenzt sich auf wenige Farbtöne. Ein Regelmechanismus auch hier: Die Farbwerte unterliegen in Positionierung und Größe festen Prinzipien.
Die verschlüsselte Mehrdimensionalität der künstlerischen Ideen, die Gedankenvielfalt im Arbeitsprozess und die versteckten Farb- und Formenrätsel umgeben die Arbeiten von Fritz Heerz bei aller formalen Klarheit mit der Aura einer verschlüsselten Ordnung. Gefragt sind bei der Rezeption Inspiration und Entdeckerfreude.
Mitte: Fritz Heerz, B228, Acryl auf Leinwand, 80 x 80 cm,2022;
links: Cornelia Rohde, 491, Acryl auf Holz, 40 x 40 cm, 2023; rechts: Cornelia Rohde, SD 156, Hoch- und Siebdruck, 38,5 x 28.5 cm, 2022
Foto: Ellen R. Dornhaus
Intuition und Kalkül
In der Bildsprache von Cornelia Rohde ist der Facettenreichtum der Linie das bestimmende Element. Die Linienstrukturen sind bewusst gesetzt – mal suchend, mal
streng, dann aber wieder voll spielerischer Leichtigkeit. Mit der Erforschung von Linienräumen und der Suche nach wechselnden Linienformationen verfolgt die Künstlerin das Ziel, in einem
ständigen Prozess neue Struktur- und Ordnungssysteme zu entwickeln.
Durch Überlagerungen und Überschneidungen der Linien entstehen in ihren Arbeiten grafische Räume und Rhythmen. Waagerechte und senkrechte Elemente verbinden sich zu
einem Raster und werden durch diagonale oder gebogene Linien ergänzt. Sie geben dem Bildraum bewegungsdynamische Impulse. Gezielte Setzungen und Brechungen lassen in einigen Arbeiten die
Bildfläche vibrieren und versetzen das Kunstwerk in Schwingung. In vielen Arbeiten sind verdichtete Räume und über den Bildrand hinauswirkende und in sich verwobene Linienstrukturen ein
wiederkehrendes Merkmal. Neben diesen Arbeiten zeigt die Ausstellung farblich und formal reduzierte Werke mit strengen geometrischen Formen und klaren Linien.
„489“, Acryl auf Multiplex, Ø 100 cm, 2023
Links: Cornelia Rohde, 454, Acryl auf Leinwand, 70 x 100 cm, 2019; rechts: Jürgen Forster, Gitterwerk auf dunklem Grund, Siebdruck auf Papier, 40 x 40 cm, 2022
Foto: Ellen R. Dornhaus
Gitterwerk auf dunklem Grund, mehrfarb. Siebdruck, 40 x 40 cm, 2022
Linienstrukturen und Farbraster
In meinen grafischen Arbeiten geht es um das Experiment mit der Linie, teils in großer geometrischer und reduzierter Strenge, dann wieder in experimentellen Konstellationen und freien grafischen Kompositionen. Linienmuster und Raster entwickeln sich oft spielerisch aus gitterförmigen Komplexen und kleinteiligen Formen in unterschiedlicher Farbgebung. Formkonstrukte und in sich verwobene und verbundene Liniensysteme zeigen ein Davor und Dahinter und suggerieren Raumfülle und Tiefe. Durch Überschneidungen und Überlagerungen kommt es zu Wahrnehmungswechseln von Oberfläche und Tiefe. Das Leitmotiv „Linie Rhythmus Raum Struktur“ bleibt eine verbindliche Vorgabe.
Die in dieser Ausstellung gezeigten Linienstrukturen und Farbraster entstanden mit der Intention, Symmetrien zu erkunden und in Gitterkonstrukten neue grafische Harmonien zu entdecken. Die Arbeiten stehen im Kontext mit einer Serie experimenteller Drucke der vergangenen Jahre. Weitergeführt ist in den gezeigten Arbeiten die Idee, durch sich wiederholende Linienstrukturen eigenwillige grafische Rhythmen entstehen zu lassen. Wichtig bleiben dabei die serielle Reihung und das dynamisch-lineare Wechselspiel.
Jürgen Forster, Punktequadrat II, Siebdruck auf Papier, auf Holz montiert, 30 x 30 cm, 2022
links: Fritz Heerz, "Nicht ganz schwarz, aber fast – I", Acryl auf Vlies, 50 x 50 cm, 2014
Mitte: Jürgen Forster, Siebdruck, ”Rasterfeld rot/gelb/graublau" und "Rasterfeld schwarz/blaugrau", 30 x 30 cm, 2021
rechts: Cornelia Rohde, 484, Acryl auf Multiplex, 26 x 26 cm, 2021
Fotos: Ellen R. Dornhaus