23. März bis 11. April 2025
Über diese Ausstellung
Künstlerische Originalität, gepaart mit technischer Raffinesse und Freude am malerisch-grafischen Experiment: Die kuratierte Sommerausstellung 2025 der Galerie KUNSTRAUM383 präsentierte konkrete Kunst in vielfältiger Form.
Neben der Ölmalerei auf Aluminiumblech der japanischen Künstlerin Mutsumi Okada zeigte Wolfgang Berndt seine auf den ersten Blick verstörenden und in sich verflochtenen Strukturformationen, in die sich der Blick in endlose Tiefen zu verlieren scheint. Mit ästhetisch anspruchsvollen und originellen diagrammartigen Kompositionen –angelehnt an Zahlen und Daten von Glücksspiel und Lotto – war Rob R. Ros in der Ausstellung vertreten.
Die Präsentation der eingeladenen Künstler ergänzten die Gastgeber Cornelia Rohde und Jürgen Forster mit konkret-kühner Malerei und Grafik von Intensität und Ausdruckskraft.
KUNSTRAUM383
Cornelia Rohde – Jürgen Forster
Findungsprozess mit allen Sinnen
"Meine Arbeiten," so beschreibt Mutsumi Okada ihr künstlerisches Werk, "sind ein Spiegelbild meiner Empfindungen, und mein Ziel ist es, Eindrücke und Wahrnehmungen in meiner eigenen Bildwelt wiederzugeben. Der Ausdruck und die gewählte malerische Methode eines Werks sind unmittelbar davon abhängig, was ich betrachte, wie ich es betrachte und was mich mit innerer Empfindung anspricht. An diesem Findungsprozess sind alle meine Sinne beteiligt – nicht allein der Augenschein.
Seit ich Aluminium als eines meiner wichtigen Materialien für Malgründe entdeckte, habe ich begonnen, den Malprozess zu erweitern und zu hacken, zu kratzen und zu schaben. Mich inspiriert ebenso der Reiz neuer Ausdrucksmittel und Techniken, so etwa das Falten und Färben oder die Verwendung von Kupfer- und Eisenblechen.
Wichtig ist darüber hinaus die angemessene Dimension eines Bildes: Es gibt für mich Motive, die ich nur durch eine bestimmte Größe darstellen kann."
Mutsumi Okada, von links: Farbe Komposition 1, 2019; Farbe Komposition 2, 2018; Farbe Komposition 3, 2019; alle Öl auf Aluminium, 39 x 31cm.
Links: Cornelia Rohde: „506“, Acryl auf Holz, 40 x 40 cm, 2025 (Ausstellungsfoto)
Von links – Wolfgang Berndt: "band_250121_202313", "band_250120_222611",
"eval_250122_001954"; alle Pigmentdruck auf Photopapier, Aludibond, laminiert,
60 x 60 cm, 2025. Rechts: Mutsumi Okada, "Rot", Öl auf Aluminium, 84 x 60 cm, 2018, und "Wind II", Öl auf Aluminium, 50 x 40 cm, 2019 (Ausstellungsfoto)
Arbeiten aus Struktursystemen
"Meine Arbeiten sind Systemvertreter – sie entstehen aus der Arbeit an und mit Struktursystemen," schildert Wolfgang Berndt die Entstehung seiner Arbeiten. "Die von mir zu diesem Zweck entwickelten Programme sind Werkzeug zur algorithmischen Generierung nichtgegenständlicher Strukturen, interaktiv steuerbar und Mittel zur Erforschung der Möglichkeiten wie auch der Tauglichkeit eines Systems, dessen – modulationsfähige – Elemente sich in einem Raster bewegen, numerisch parametrierbar sind, und, auch unter Einbeziehung digitaler Zufallsprinzipien, in der Zusammenschau zum Ergebnis führen.
Entstehende Grafiken werden vor dem Hintergrund des Konzepts und im Hinblick auf ihre Aussagefähigkeit für das System überprüft, begutachtet, justiert – oder verworfen.
Das System wird erfahrbar durch die materiale Umsetzung im Druck, in der Projektion, in der Fräsung. Die einzelne Arbeit bleibt dabei immer ,Instanz', Stellvertreter für die Gesamtheit des Systems."
Cornelia Rohde: „500“, Acryl auf Holztafel,
Durchmesser 60 cm, 2025
Rhythmische Räume, lineare Ordnungssysteme
Der Facettenreichtum der Linie und der Strukturen sind das bestimmende Element in der Bildsprache von Cornelia Rohde. Mit der Erforschung von Linienräumen und der Suche nach wechselnden
Linienformationen verfolgt die Künstlerin das Ziel, in einem stetigen Prozess neue Struktur- und Ordnungssysteme zu entwickeln.
Das zeigt sich insbesondere in ihren Siebdrucken und digitalen Grafiken. Überlagerungen und Überschneidungen von Linien und Linienbündeln führen in ihren Arbeiten zu verdichteten Räumen,
rhythmischen Feldern und zu neuen graphischen Bildinhalten. Waagerechte und senkrechte Elemente verbinden sich zu seriellen Rastern und werden durch diagonale oder gebogene Linien ergänzt, die
dem Bildraum bewegungsdynamische Impulse geben. Serielle rhythmische Formen werden mehrfach gebrochen und in mehreren Schichten angelegt. So entstehen bewusst gesetzte und auch zufällige Fehler
im System, die sich zu einer neuen strukturellen Ordnung verbinden.
Darüber hinaus zeigt die Ausstellung farblich und formal reduzierte Werke mit streng geometrischen Formen und klaren Linien.
Cornelia Rohde, von links: DD_8 und DD 5, beide Fine Art Print auf Innova Resin/260g, 40 x 40 cm, 2025, 1/ Open Edition; rechts: „506“, Acryl auf Holz, 40 x 40 cm, 2025
Lottoglück ganz konkret
Viele Werkreihen des Künstlers Rob R. Ros stehen in der Tradition der konkreten Kunst – und konkret sind auch die Formen der im KUNSTRAUM383 ausgestellten Arbeiten der Serie „fortuna“.
Die Arbeiten thematisieren Glück und Zufall und basieren auf den Ziehungsergebnissen der deutschen Samstags-lotterie/Glücksspirale. Dabei ist die Kalenderwoche der jeweiligen Ziehung für den Werktitel und auch für die Farbgebung bestimmend. Ein künstlerischer oder intuitiver Vorgang ist in der Entscheidung zu sehen, welche Ziehungen kombiniert werden.
Rechts – Rob R. Ros:
GS-Exit-KW40-23-KW46-23, Fineartprint auf Hahnemühle Photorag, 2023
Rob R. Ros, Fineart Prints auf Hahnemühle Photo Rag. Von links:6R+S-2019-KW20-KW29; GS-Exit-KW43-23-KW49-23; 6R+Z-2019-KW28-KW43; GS-Exit-KWl 0-23-KWS0-23
Serielle Reflexionen als Konzept
Zu den häufig verwendeten Formenelementen gehören für Jürgen Forster grafische Liniengitter und serielle Anordnungen in unterschiedlicher Darstellung. Bei zwei Exponaten dieser Ausstellung sind schwarze schlanke Rechtecke auf farbigem Grund maßgeblich für die rhythmische Bildstruktur. Bei einer anderen Arbeit bewirkt die serielle Anordnung farbig hinterlegter kreisrunder Papierstanzungen den beabsichtigten Formenrhythmus.
Darüber hinaus zeigt Jürgen Forster eine Reihe von Papierschnitten, die ebenfalls aus Liniengittern in geometrischen Formen bestehen und farbig hinterlegt sind. Durch sich wiederholende Linien- und Farbstrukturen mit wechselndem Duktus sowie mit Schattenmustern entstehen eigenwillige und auch magische grafische Bildkonstrukte
Bei Kompositionen von Doppel- oder auch Dreifachquadraten ist das Ziel jeweils das stimmige Zusammenspiel von Form und Farbe, der ausgewogener Kontrast, die serielle Reihung sowie das lineare Wechselspiel und die strukturelle Dichte.
Der Arbeitsablauf im Atelier ist dabei kein vorgegebener methodischer, sondern immer ein ästhetisch orientierter Prozess. Reduktion und Geometrie sind dabei wichtige Leitlinien.
Jürgen Forster: Linien auf Blau,
Papercut und Acryl auf Papier/Multi Layer,
50 x 50 cm, 2025 (Ausstellungsfoto)
Jürgen Forster: Dreimal Rot
Fine Art Print auf Hahnemühle Canson Platine Fibre Rag, 50 x 50 cm, 2025
Jürgen Forster: PS 6-25, Papierschnitt/Acryl, 30 x 30, 2025